Sorge 2.0: Einfluss der Digitalisierung auf die Sorgestruktur –
Fachgespräch am Bayerischen Landesamt für Pflege

Was ist unter Sorge 2.0 zu verstehen? Welche Bedeutung hat die zunehmende Digitalisierung auf den Gesundheits- und Pflegesektor? Welche Rolle spielen dabei der demografische Wandel, der medizinisch-technische Fortschritt und die Veränderungen der sozioökonomischen Sorgebezüge? Diese Themen standen im Mittelpunkt des fünften „Fachgespräch am LfP“.

Digitalisierung bedeutet, es hat sich etwas verändert. „Wir nutzen Digitalisierung, um unsere Beziehungen zu verändern, um miteinander anders zu kommunizieren, um Informationen ganz selbstverständlich anders zu generieren.“, erklärte Prof. Dr. Jürgen Zerth. „Wir haben die Form unseres analogen Lebens verändert, ob im Arbeitsprozess ist, ob in der Pflege ist oder in der Medizin ist. Und wenn wir über Sorge 2.0 sprechen, dann meine ich genau das: Wie verändern wir unsere Beziehungen in unseren Sorgestrukturen auch mit Digitalisierung.“

Dabei müssen digitaler und demografischer Wandel zusammen gedacht werden. Durch die demografische Entwicklung verschieben sich pflege- und medizinisch-relevante Fälle in hohe Alterskorridore. Die Versorgungspraxis zeigt aber, dass Caring-Strukturen fehlen, die einen gemeinsamen Blick in sich spezialisierten Einheiten geben. „Das Zuhause ist der älteste, grundlegendste und normalste Gesundheitsstandort in allen Gesellschaften und gewinnt gerade im Hinblick auf die Digitalisierung enorm an Bedeutung.“ Mit der Digitalisierung und der Idee von Technik für das Leben im Alter, wird vor allem die Hoffnung verbunden, das Alltagsleben und die Versorgung älterer Menschen verbessern zu können. Damit Digitalisierung in der Pflege gelingt, bedarf es aber der Akzeptanz bei Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen. Die Orientierung an den Bedürfnissen der Beteiligten steht daher im Vordergrund.

Technik als Assistenz kann im Pflegeprozess an unterschiedlichen Stellen ansetzen – so zum Beispiel durch Apps mit personenbezogener Sensorik bei der gepflegten bzw. betreuten Person als technische Assistenz zur Selbstpflege. Wissenschaftlichen Befunde zeigen, dass viele ältere Personen über 80 Jahren, aufgrund unterschiedlicher Probleme wie z. B. nachlassender Mobilität oder Partnerlosigkeit, unter sozialer Isolation leiden. Hier setzen technische Assistenzsysteme und Smart-Home-Technologien an und können ältere Menschen in ihrer Selbstständigkeit unterstützen. Diese Technologien ermöglichen beispielsweise einen Videoanruf bei der Familie oder auch digitale Arzt- oder Amtsbesuche. Ältere Menschen nutzen technische und digitale Assistenzsysteme, z.B. Gesundheits-Apps, oftmals auch zur Erinnerung, um Arzneimittel regelmäßig einzunehmen, Blutzuckerwerte zu dokumentieren oder um im Notfall selbst schnell Hilfe organisieren zu können. Mit dem „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (Digitale-Versorgung-Gesetz) wurde die Voraussetzung geschaffen, dass diese Apps zukünftig auch von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt werden können.

Bei den pflegenden bzw. betreuenden Personen sowohl im familiären als auch im professionellen Umfeld dient Technik durch spezielle Assistenzsysteme oder Dokumentationssysteme beispielsweise der Entlastung der Pflegekräfte. Aber auch in der Organisation und pflegerischen Infrastruktur kann Technik als Assistenz dienen.

Allerdings liegen die Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung auch im Bereich des Datenschutzes, zum Beispiel beim Stichwort „Elektronische Patientenakte“. Die Nutzung der Daten von pflegebedürftigen Menschen ist besonders sensibel. Deshalb stellt sich die Frage, welches Datennutzungsmodell gesellschaftlich nützlich ist. „Es geht nicht nur darum, Daten zu schützen, sondern Daten so zu fusionieren, dass sie dem Patienten nützen.“

Damit Sorgemodelle 2.0 gelingen können, muss aber auch die digitale Infrastruktur weiter ausgebaut werden und die lokale Umgebung, also die Akteure vor Ort einbezogen werden, damit das Bild einer stabilen Betreuungssituation geschaffen werden kann. „Der Einsatz digitaler Innovationen in der Sorgearbeit ist niemals Selbstzweck. Digitale Angebote können die regionale und quartiersbezogene Vernetzung umso besser unterstützen, je mehr sie auf bestehenden und funktionierenden analogen Versorgungskonzepten aufbauen.“, erklärte Dr. Michael Schneider, Leiter des Referats „Pflegeinnovation, Koordination und Strategie“ des Bayerischen Landesamtes für Pflege (LfP), zum Ende des fünften Fachgesprächs.

Das nächste Online-Fachgespräch des Bayerischen Landesamtes für Pflege findet am 07. Dezember 2022 statt. Dabei wird das Projekt „Gemeindeschwesterplus“ des Landes Rheinland-Pfalz vorgestellt und die Möglichkeiten für ein ähnliches Angebot in bayerischen Kommunen diskutiert.

Sorge 2.0: Einfluss der Digitalisierung auf die Sorgestruktur –
Fachgespräch am Bayerischen Landesamt für Pflege

Was ist unter Sorge 2.0 zu verstehen? Welche Bedeutung hat die zunehmende Digitalisierung auf den Gesundheits- und Pflegesektor? Welche Rolle spielen dabei der demografische Wandel, der medizinisch-technische Fortschritt und die Veränderungen der sozioökonomischen Sorgebezüge? Diese Themen standen im Mittelpunkt des fünften „Fachgespräch am LfP“.

Digitalisierung bedeutet, es hat sich etwas verändert. „Wir nutzen Digitalisierung, um unsere Beziehungen zu verändern, um miteinander anders zu kommunizieren, um Informationen ganz selbstverständlich anders zu generieren.“, erklärte Prof. Dr. Jürgen Zerth. „Wir haben die Form unseres analogen Lebens verändert, ob im Arbeitsprozess ist, ob in der Pflege ist oder in der Medizin ist. Und wenn wir über Sorge 2.0 sprechen, dann meine ich genau das: Wie verändern wir unsere Beziehungen in unseren Sorgestrukturen auch mit Digitalisierung.“

Dabei müssen digitaler und demografischer Wandel zusammen gedacht werden. Durch die demografische Entwicklung verschieben sich pflege- und medizinisch-relevante Fälle in hohe Alterskorridore. Die Versorgungspraxis zeigt aber, dass Caring-Strukturen fehlen, die einen gemeinsamen Blick in sich spezialisierten Einheiten geben. „Das Zuhause ist der älteste, grundlegendste und normalste Gesundheitsstandort in allen Gesellschaften und gewinnt gerade im Hinblick auf die Digitalisierung enorm an Bedeutung.“ Mit der Digitalisierung und der Idee von Technik für das Leim Alter, wird vor allem die Hoffnung verbunden, das Alltagsleben und die Versorgung älterer Menschen verbessern zu können. Damit Digitalisierung in der Pflege gelingt, bedarf es aber der Akzeptanz bei Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen. Die Orientierung an den Bedürfnissen der Beteiligten steht daher im Vordergrund.

Technik als Assistenz kann im Pflegeprozess an unterschiedlichen Stellen ansetzen – so zum Beispiel durch Apps mit personenbezogener Sensorik bei der gepflegten bzw. betreuten Person als technische Assistenz zur Selbstpflege. Wissenschaftlichen Befunde zeigen, dass viele ältere Personen über 80 Jahren, aufgrund unterschiedlicher Probleme wie z. B. nachlassender Mobilität oder Partnerlosigkeit, unter sozialer Isolation leiden. Hier setzen technische Assistenzsysteme und Smart-Home-Technologien an und können ältere Menschen in ihrer Selbstständigkeit unterstützen. Diese Technologien ermöglichen beispielsweise einen Videoanruf bei der Familie oder auch digitale Arzt- oder Amtsbesuche. Ältere Menschen nutzen technische und digitale Assistenzsysteme, z.B. Gesundheits-Apps, oftmals auch zur Erinnerung, um Arzneimittel regelmäßig einzunehmen, Blutzuckerwerte zu dokumentieren oder um im Notfall selbst schnell Hilfe organisieren zu können. Mit dem „Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ (Digitale-Versorgung-Gesetz) wurde die Voraussetzung geschaffen, dass diese Apps zukünftig auch von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt werden können.

Bei den pflegenden bzw. betreuenden Personen sowohl im familiären als auch im professionellen Umfeld dient Technik durch spezielle Assistenzsysteme oder Dokumentationssysteme beispielsweise der Entlastung der Pflegekräfte. Aber auch in der Organisation und pflegerischen Infrastruktur kann Technik als Assistenz dienen.

Allerdings liegen die Herausforderungen der fortschreitenden Digitalisierung auch im Bereich des Datenschutzes, zum Beispiel beim Stichwort „Elektronische Patientenakte“. Die Nutzung der Daten von pflegebedürftigen Menschen ist besonders sensibel. Deshalb stellt sich die Frage, welches Datennutzungsmodell gesellschaftlich nützlich ist. „Es geht nicht nur darum, Daten zu schützen, sondern Daten so zu fusionieren, dass sie dem Patienten nützen.“

Damit Sorgemodelle 2.0 gelingen können, muss aber auch die digitale Infrastruktur weiter ausgebaut werden und die lokale Umgebung, also die Akteure vor Ort einbezogen werden, damit das Bild einer stabilen Betreuungssituation geschaffen werden kann. „Der Einsatz digitaler Innovationen in der Sorgearbeit ist niemals Selbstzweck. Digitale Angebote können die regionale und quartiersbezogene Vernetzung umso besser unterstützen, je mehr sie auf bestehenden und funktionierenden analogen Versorgungskonzepten aufbauen.“, erklärte Dr. Michael Schneider, Leiter des Referats „Pflegeinnovation, Koordination und Strategie“ des Bayerischen Landesamtes für Pflege (LfP), zum Ende des fünften Fachgesprächs.

Das nächste Online-Fachgespräch des Bayerischen Landesamtes für Pflege findet am 07. Dezember 2022 statt. Dabei wird das Projekt „Gemeindeschwesterplus“ des Landes Rheinland-Pfalz vorgestellt und die Möglichkeiten für ein ähnliches Angebot in bayerischen Kommunen diskutiert.