PRESSEMITTEILUNG
Amberg, 21.02.2023
LfP zu Gast bei der lagfa-Tagung

Wie kann Altern angesichts des demographischen Wandels für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen lebenswert gestaltet werden? Was kann bürgerschaftliches Engagement dazu beitragen, und welche Rollen spielen dabei Freiwilligenagenturen, Freiwilligenzentren und Koordinierungszentren für bürgerschaftliches Engagement? Diese Fragen wurden nun bei der lagfa-Tagung am vergangenen Mittwoch diskutiert.

Die lagfa bayern e.V. dient als Dachorganisation der Freiwilligenagenturen (FA), Freiwilligenzentren (FZ) und Koordinierungszentren für bürgerschaftliches Engagement (KoBE) und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Zudem stärkt der Zusammenschluss die kommunale Infrastruktur zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. FA/FZ/KoBE beraten und begleiten Freiwillige, die sich mit ihren vielfältigen Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten gesellschaftlich engagieren wollen. Damit können sie mit ihrer Struktur und ihrem Know-how einen wertvollen Beitrag leisten, damit ältere, ggf. pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen Unterstützung im Alltag erfahren und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

„In allen Diskussionen über bürgerschaftliches Engagement in der Pflege wird auf den Welfare Mix oder Wohlfahrtspluralismus zugegriffen. Es wird von einem Hilfe- oder Pflegemix gesprochen: Profis und Freiwillige ergänzen sich und ergänzen ihrerseits die sogenannte informelle Pflege, also die Pflege, die innerhalb von Familie, im Freundeskreis und Nachbarschaften geleistet wird.“, so LfP-Leiter Achim Uhl in seinem Zwischenruf. Dabei muss allerdings die Frage geklärt werden, wo Engagement aufhört und professionelle Hilfe mit Fachausbildung beginnt. „Engagement hört dort auf, wo professionelle Pflege beginnt: Medizinisch-pflegerische und grundpflegerische Aufgaben gehören nicht zum Engagement.“, erläutert LfP-Leiter Achim Uhl.

Richtet man den Blick auf die Pflege und die Unterstützung einer älter werdenden Gesellschaft, wird schnell deutlich, dass der überwiegende Anteil der Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger in Bayern in privaten Haushalten lebt. Die tragende Säule der Pflege in Bayern ist also die Versorgung innerhalb der Familie oder durch nahestehende Menschen. Hinzu kommen Personen, für die überwiegend in einem Mix aus informeller und professioneller Pflege im häuslichen Umfeld gesorgt wird. Damit in Bayern eine nachhaltig gelingende Pflegestruktur gestaltet werden kann, ist ein ausgewogener Versorgungsmix, der sich an den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen orientierten, unumgänglich. „In diesem Versorgungsmix muss sichergestellt werden, dass sowohl die Ressourcen professionell als auch informell Pflegender – und dabei auch freiwillig Engagierter – zum Wohle der pflege- und hilfebedürftigen Menschen eingesetzt werden. Nebenberufliche Tätigkeitsformen mit einem begrenzten Honorar sind unter verschiedenen Gesichtspunkten sehr wertvoll. Die ‚stundenweise‘ entgoltene Tätigkeit sollte als bezahlte, gemeinwohlorientierte Tätigkeit, als bezahlte ‚Bürgerhilfe‘ ihren Platz im Hilfemix bekommen, aber nicht als ‚bürgerschaftliches Engagement‘ bezeichnet werden.“, so der LfP-Leiter.

Welche Rolle dabei die FA/FZ/KoBE spielt und wo genau die Chancen und Grenzen liegen, wurde beim Fachtag gemeinsam mit den Teilnehmenden und weiteren Experten und Expertinnen diskutiert. Im Rahmen der digitalen Tagung wurde auch der erste Entwurf eines Positionspapiers vorgestellt, den die lagfa bayern e.V. zu diesem Thema derzeit erarbeitet.

In den anschließenden Workshops wurden die Inhalte des Positionspapiers diskutiert. Dabei ging es um die Voraussetzungen und Gelingens-Faktoren sowie die Perspektiven und Problematiken für freiwilliges Engagement. Der Workshop „Perspektiven von Engagement in Sorgenden Gemeinschaften – Mehrwert und Grenzen“ wurde von Julia Lenhart, LfP-Mitarbeiterin im Referat für Pflegeinnovation, mitgestaltet. Der Blick der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde zu Beginn auf die aktuellen Herausforderungen in der Pflege, auf die Rolle der Kommunen sowie auf die Strategie „Gute Pflege. Daheim in Bayern“ gerichtet. Das im letzten Jahr gemeinsam mit Expertinnen und Experten der bayerischen kommunalen Spitzenverbände sowie der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen in Bayern entwickelte Strategiepapier enthält Empfehlungen, wie Strukturen im sozialen Nahraum als Lebenswelt älterer Menschen auf- und ausgebaut werden können. Der Hilfemix wird sich vor dem Hintergrund des demographischen und gesellschaftlichen Wandels verändern. Daher müssen bedarfsgerechte, regional differenzierte und niedrigschwellig zugängliche pflegerische Sorgestrukturen aufgebaut werden und soziale Nahräume zu sorgenden Gemeinschaften weiterentwickelt werden.

„Mir ist es wichtig zu betonen, dass bürgerschaftliches Engagement keine Lücken in der fachpflegerischen Versorgung schließen soll – vielmehr kann bürgerschaftliches Engagement einen wertvollen Beitrag leisten, ältere und pflegebedürftige Menschen in der gesellschaftlichen Teilhabe zu unterstützen.“, erklärt LfP-Mitarbeitern Julia Lenhart. Um eine nachhaltige Versorgung sicherstellen zu können, muss die professionelle Versorgung mit informellen Helfern wie An- und Zugehörigen, bürgerschaftlichen Engagement und weiteren Netzwerken und Akteuren vor Ort enger verzahnt werden. Dabei müssen die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement definiert werden und es braucht einen Konsens über die Chancen und Grenzen. Ausgehend davon wurde in dem Workshop im Rahmen der lagfa-Tagung über die Rolle des bürgerschaftlichen Engagements in Sorgenden Gemeinschaften, über den Mehrwert aber auch die Grenzen diskutiert.

PRESSEMITTEILUNG
Amberg, 21.02.2023
LfP zu Gast bei der lagfa-Tagung

Wie kann Altern angesichts des demographischen Wandels für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen lebenswert gestaltet werden? Was kann bürgerschaftliches Engagement dazu beitragen, und welche Rollen spielen dabei Freiwilligenagenturen, Freiwilligenzentren und Koordinierungszentren für bürgerschaftliches Engagement? Diese Fragen wurden nun bei der lagfa-Tagung am vergangenen Mittwoch diskutiert.

Die lagfa bayern e.V. dient als Dachorganisation der Freiwilligenagenturen (FA), Freiwilligenzentren (FZ) und Koordinierungszentren für bürgerschaftliches Engagement (KoBE) und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Zudem stärkt der Zusammenschluss die kommunale Infrastruktur zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. FA/FZ/KoBE beraten und begleiten Freiwillige, die sich mit ihren vielfältigen Interessen, Erfahrungen und Fähigkeiten gesellschaftlich engagieren wollen. Damit können sie mit ihrer Struktur und ihrem Know-how einen wertvollen Beitrag leisten, damit ältere, ggf. pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen Unterstützung im Alltag erfahren und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.

„In allen Diskussionen über bürgerschaftliches Engagement in der Pflege wird auf den Welfare Mix oder Wohlfahrtspluralismus zugegriffen. Es wird von einem Hilfe- oder Pflegemix gesprochen: Profis und Freiwillige ergänzen sich und ergänzen ihrerseits die sogenannte informelle Pflege, also die Pflege, die innerhalb von Familie, im Freundeskreis und Nachbarschaften geleistet wird.“, so LfP-Leiter Achim Uhl in seinem Zwischenruf. Dabei muss allerdings die Frage geklärt werden, wo Engagement aufhört und professionelle Hilfe mit Fachausbildung beginnt. „Engagement hört dort auf, wo professionelle Pflege beginnt: Medizinisch-pflegerische und grundpflegerische Aufgaben gehören nicht zum Engagement.“, erläutert LfP-Leiter Achim Uhl.

Richtet man den Blick auf die Pflege und die Unterstützung einer älter werdenden Gesellschaft, wird schnell deutlich, dass der überwiegende Anteil der Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfänger in Bayern in privaten Haushalten lebt. Die tragende Säule der Pflege in Bayern ist also die Versorgung innerhalb der Familie oder durch nahestehende Menschen. Hinzu kommen Personen, für die überwiegend in einem Mix aus informeller und professioneller Pflege im häuslichen Umfeld gesorgt wird. Damit in Bayern eine nachhaltig gelingende Pflegestruktur gestaltet werden kann, ist ein ausgewogener Versorgungsmix, der sich an den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen orientierten, unumgänglich. „In diesem Versorgungsmix muss sichergestellt werden, dass sowohl die Ressourcen professionell als auch informell Pflegender – und dabei auch freiwillig Engagierter – zum Wohle der pflege- und hilfebedürftigen Menschen eingesetzt werden. Nebenberufliche Tätigkeitsformen mit einem begrenzten Honorar sind unter verschiedenen Gesichtspunkten sehr wertvoll. Die ‚stundenweise‘ entgoltene Tätigkeit sollte als bezahlte, gemeinwohlorientierte Tätigkeit, als bezahlte ‚Bürgerhilfe‘ ihren Platz im Hilfemix bekommen, aber nicht als ‚bürgerschaftliches Engagement‘ bezeichnet werden.“, so der LfP-Leiter.

Welche Rolle dabei die FA/FZ/KoBE spielt und wo genau die Chancen und Grenzen liegen, wurde beim Fachtag gemeinsam mit den Teilnehmenden und weiteren Experten und Expertinnen diskutiert. Im Rahmen der digitalen Tagung wurde auch der erste Entwurf eines Positionspapiers vorgestellt, den die lagfa bayern e.V. zu diesem Thema derzeit erarbeitet.

In den anschließenden Workshops wurden die Inhalte des Positionspapiers diskutiert. Dabei ging es um die Voraussetzungen und Gelingens-Faktoren sowie die Perspektiven und Problematiken für freiwilliges Engagement. Der Workshop „Perspektiven von Engagement in Sorgenden Gemeinschaften – Mehrwert und Grenzen“ wurde von Julia Lenhart, LfP-Mitarbeiterin im Referat für Pflegeinnovation, mitgestaltet. Der Blick der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde zu Beginn auf die aktuellen Herausforderungen in der Pflege, auf die Rolle der Kommunen sowie auf die Strategie „Gute Pflege. Daheim in Bayern“ gerichtet. Das im letzten Jahr gemeinsam mit Expertinnen und Experten der bayerischen kommunalen Spitzenverbände sowie der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen in Bayern entwickelte Strategiepapier enthält Empfehlungen, wie Strukturen im sozialen Nahraum als Lebenswelt älterer Menschen auf- und ausgebaut werden können. Der Hilfemix wird sich vor dem Hintergrund des demographischen und gesellschaftlichen Wandels verändern. Daher müssen bedarfsgerechte, regional differenzierte und niedrigschwellig zugängliche pflegerische Sorgestrukturen aufgebaut werden und soziale Nahräume zu sorgenden Gemeinschaften weiterentwickelt werden.

„Mir ist es wichtig zu betonen, dass bürgerschaftliches Engagement keine Lücken in der fachpflegerischen Versorgung schließen soll – vielmehr kann bürgerschaftliches Engagement einen wertvollen Beitrag leisten, ältere und pflegebedürftige Menschen in der gesellschaftlichen Teilhabe zu unterstützen.“, erklärt LfP-Mitarbeitern Julia Lenhart. Um eine nachhaltige Versorgung sicherstellen zu können, muss die professionelle Versorgung mit informellen Helfern wie An- und Zugehörigen, bürgerschaftlichen Engagement und weiteren Netzwerken und Akteuren vor Ort enger verzahnt werden. Dabei müssen die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement definiert werden und es braucht einen Konsens über die Chancen und Grenzen. Ausgehend davon wurde in dem Workshop im Rahmen der lagfa-Tagung über die Rolle des bürgerschaftlichen Engagements in Sorgenden Gemeinschaften, über den Mehrwert aber auch die Grenzen diskutiert.